86
Die Zeit der zunehmenden Auflösung der Reichs 1273 —1519.
nach Westen; griechische Gelehrte wanderten nach dem Abendlande aus und verbreiteten die Kenntnis der griechischen Sprache, die dort allmählich verloren gegangen war; man verhandelte sogar über eine Einigung der v°?K°nse-griechischen und der römischen Kirche. 1453 endlich fiel auch Konstan-1453 tino^et in die Hand der Türken; das oströmische Kaisertum, welches das weströmische um fast 1000 Jahre überlebt hatte, hörte auf zu existieren.
Die Osmanen blieben auch ferner ein eroberndes Volk. Den Kern ihrer Truppen bildeten die Ja nitscharen. Diese bestanden ursprünglich aus gefangenen oder unterworfenen jungen Christen, die gezwungen wurden zum Islam überzutreten und dann dessen eifrige Vorkämpfer wurden; in ihnen besaß der Sultan ein stehendes Heer, während damals noch fast alle anderen Staaten Europas mit Söldnern auskamen, die auf bestimmte Zeit angeworben wurden.
Burgund. § 90. Karl der Kühne von Burgund. Während die Türken an den Grenzen Ungarns erschienen, entstand an der deutschen Westgrenze ein Staat, der ebenfalls für Deutschland gefährlich zu werden drohte. Die Herzöge aus dem Hause Burgund, einer Seitenlinie des in Frankreich herrschenden Hauses Valois, hatten es verstanden, durch Erbschaft. Kauf oder Vertrag zu ihrem Stammlande an der Saone die Gebiete zu gewinnen, welche etwa die heutigen Niederlande, Belgien und das nördlichste Frankreich ausmachen, Gebiete, reich an Bevölkerung und Karl der Wohlstand, mit einem blühenden Ackerbau, Gewerbe und Wandel. Karl der Kühne, der damalige Herzog von Burgund, war einer der glänzendsten und ehrgeizigsten Fürsten Europas.
Da fand Karl ein unerwartetes Ende. Er hatte sich in einen Kampf mit den Schweizer Eidgenossen eingelassen. Aber diese schlugen sein Ritterheer in zwei blutigen Schlachten, rückten dann in das von Karl besetzte Lothringen ein und brachten ihm 1477 in der Winterschlacht von Nancy eine dritte Niederlage bei. Karl selbst fiel; er hinterließ nur eine Tochter Maria. Gegen sie erhoben sich Karls des Kühnen Gegner, vor allem Ludwig Xi., der verschlagene und treulose König von Frank-Maximttianreich. Da reichte diese dem Kaisersohn Maximilian ihre Hand; ihm Burgund gelang es, im Kampfe mit Frankreich zwar nicht Burgund, aber doch die Niederlande zu behaupten. Mit jener Heirat begann eine Periode des Emporsteigend für das Haus Habsburg, das durch eine Reihe weiterer glücklicher Familienverbindungen sich zu der Stellung einer europäischen Großmacht emporschwang.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Burgund Burgund Deutschland Burgund Frankreich Belgien Frankreich Burgund Europas Lothringen Frank-Maximttianreich Burgund Frankreich Burgund Haus_Habsburg
56
15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
Von Wilhelm v. Giesebrecht.s)
Mit seltener Beständigkeit hatte bisher das Glück den jungen König Heinrich Ii. auf seinen gefahrvollen Pfaden begleitet. Über all seine inneren und äußeren Feinde hatte er gesiegt und seine Stellung nach allen Seiten befestigt. Ein bleibendes Denkmal dieser Siege ist das Bistum Bamberg, dessen Errichtung nicht minder folgenreich gewesen ist als die Begründung der wendischen Bistümer durch Otto den Großen. Demi nicht so sehr darin liegt die Bedeutung dieser Stiftung, daß sie noch einmal einen tiefen Einschnitt in die schon durch einen mehr als hundertjährigen Bestand geheiligte Diözesau-eintcilung Deutschlands machte * ihr wesentliches Interesse beruht vielmehr in dem, was sie für die Verbreitung deutscheu 2ebens, deutscher Sitte und Sprache nach dem Osten leistete.
Vor der Gründung des Bistums lagen die Gegenden am oberen Main und der Regnitz zum größten Teil verödet. Die fränkischen Kolonisten und nordalbiugischen Sachsen, die einst dort angesiedelt waren, hatten die Stürme des zehnten Jahrhunderts großenteils wieder verdrängt; nur eine dünne Bevölkerung, meist slavischen Stammes, hatte sich in dem unsicheren und wenig ergiebigen Lande erhalten. Die Fichtenwaldungen waren nur an wenigen Stellen gelichtet, nur hier und da ragten kleine Burgen aus ihnen hervor, fast sämtlich den Babenbergischen Grafen gehörig und teils zur Verteidigung der Böhmengrenze teils zur Zwängnng der slavischen Bauern im Lande bestimmt. Wie anders nachher! Das Bamberger Land erblühte zu einer dicht bevölkerten Landschaft, in der die deutsche 9lrt allmählich vollständig die Oberhand gewann. Der ausdauernde Fleiß deutscher Bauern, welche die Kirche in das Land zog, schuf es zu einem gesegneten Erntefelde um. Und nicht allein äußeres Wohlleben gedieh hier, auch geistige Früchte reiften. Bamberg wurde für den Klerus alsbald eine der ersten Schulen, die Kunst und Wissenschaft nach allen Richtungen forderte.
ändern ein kräftiger Etamin echtdeutschen Kernes hier angepflanzt wurde, trieb er weithin seine Wurzeln und Äste und raubte dem andersartigen Gesträuch, das bisher aufgeschossen war, die nährenden Säfte. Überall in den Laudesstrichen zwischen dem Main, der Altmühl und dem Böhmerwalde starben die Reste slavischen Wesens dahin, so daß vollkräftiges deutsches Leben Platz gewann. Damals wird zuerst Fürth, ein Menschenalter nach Bambergs Gründung zuerst Nürnberg genannt. Nach und nach verschwanden auch im Würzburger Lande die slavischen Kolonisten. Im Osten von Bamberg drangen selbst über die Grenze, die der Kamm des Gebirges zieht, deutsche Sprache und Sitte in Böhmen ein. Denn auch das Egerland wurde jetzt von Deutschen angebaut. Und um ein Jahrhundert später zog ein Bam-
*) „Geschichte der deutschen Kaiserzeit", Ii. Baud, S. 52 ff. Braunschiveig 1875.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich_Ii Heinrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Bistum_Bamberg Deutschlands Main Sachsen Bamberg Main Altmühl Bambergs Bamberg
128
§54. Das Kaiserreich Österreich-Ungarn.
und Tabak werden ausgeführt, ebenso Südfrüchte von den Gestaden des
Adriatischen Meeres. Ungarn liefert große Massen Vieh auf den Welt-
markt. Einige wenige Industriezweige, wie Eisen- und Stahlbearbeitung,
Papier- und Glasherstellung blühen. Durch seine Lage zwischen So.-
und Mitteleuropa ist das Land für den Handel sehr günstig, der durch
den mächtigen Donaustrom und seine Nebenflüsse gefördert wird.
4. Bevölkerung. Österreich, als Ostmark des Deutschen Reiches
gegen die Magyaren gegründet, gelangte unter den Habsburgern, welche
es seit 1278 besitzen, zur Bedeutung. Diese erwarben die umliegenden
Gebiete hinzu, 1526 fand die Vereinigung mit Ungarn und Böhmen statt.
Seit 1438 trugen die Habsburger auch ununterbrochen die deutsche Kaiser-
kröne, ohne allerdings jemals viel für das Reich zu tun. Nur ihre eigne
Hausmacht wurde ständig erweitert. Schwer mußten sie unter Napoleons I.
Angriffen leiden; 1806 legte Franz Ii. die Kaiserkrone nieder und nannte
sich Kaiser von Österreich. Nach Napoleons Sturz an der Spitze des
Deutschen Bundes (1815), wurde es 1866 durch Preußen gezwungen,
aus Deutschland auszuscheiden. Seit 1867 ist Ungarn als selbständiger
Staat anerkannt.
Die jetzige Bevölkerung zeigt ein buntes Gemisch von Stämmen,
Sprachen und Sitten, von denen ein jeder Teil versucht, seinen politsichen
Einfluß zu vermehren, so daß wütende Parteikämpfe das Land entzweien.
Im Alpengebiet und an der Donau bis Wien wohnen überwiegend
Germanen, deren geistige Überlegenheit dem Staate stets am meisten
genützt hat, in Böhmen, Mähren, den Karpatenländern und s. von
Ungarn Slaven und zwar Tschechen, Polen, Slovaken, Ruthenen,
Kroaten, Slovenen; in Ungarn Magyaren. Im Etschtal und
ö. Ungarn wohnen Romanen (welche?). Die vorherrschende Kon-
session ist die römisch-katholische, dazu je vier Millionen evangelisch und
griechisch-orthodox sowie viele Juden in den Städten.
5. Staat und Städte. Das Kaiserreich Österreich und das
Königreich Ungarn sind durch Personalunion unter dem Herrscherhause
der Habsburger verbunden. Gemeinsam ist beiden noch das Heer-, Zoll-
und Münzwesen.
A. Das Kaiserreich Österreich
umfaßt 14 Länder, die im Reichsrate vertreten sind.
(Wiederhole die bei jedem Lande schon erwähnten Städte und
ihre Bedeutung!)
1. Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg, Hauptstadt
Innsbruck am Inn, Universität und Ausgangspunkt für den Fremden-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons_I. Franz_Ii Franz Napoleons Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Adriatischen_Meeres Mitteleuropa Donaustrom Ungarn Deutschland Ungarn Donau Wien Ungarn Polen Ungarn Etschtal Ungarn Heer- Vorarlberg
§76. Größe, Lage, Grenzen.
159
1. Die eigentlichen oder afrikanischen Neger. Sudanneger,
Kongoneger, Bantuvölker (Kaffern).
2. Hottentotten und Buschmänner, Südafrika.
3. Die Melanesier (Papua und Australneger) bewohnen die
w. Inseln des Stillen Ozeans (Neu-Guinea) und das australische
Festland.
Die Draividas Indiens, sowie die Singhalesen Ceylons
scheinen Reste einer sonst untergegangenen Urbevölkerung zu sein.
V. Das Deutsche Reich.
§ 76.
Größe, Lage. Grenzen.
Das Deutsche Reich, das „Herz Europas", umfaßt ein Gebiet
von 540000 qkm. Es erstreckt sich vom N.-Fuß der Alpen bis zur
Nord- und Ostsee und umfaßt eine Fülle vielgestaltiger Landschaften,
die dazu beigetragen haben, die Eigenart der deutschen Volksstämme
und damit auch einen oft verhängnisvollen Sondergeist (Partikularismus)
zu entwickeln.
Es fällt ganz in das Gebiet der n. gemäßigten Zone, zwischen
47° und 56° n. Br., seine Pflanzenwelt gehört ausschließlich dem
kälteren gemäßigten Breitengebiet an. Die Grenze zwischen Nord-
und Süddeutschland bildet die „Mainlinie", sie folgt dem mittleren
Breitengrade, dem 50., der von Mainz zum Fichtelgebirge verläuft.
Die Grenzen des Deutschen Reiches sind nur im N. und S. von
der Natur gegeben. Sonst liegen sie, abgesehen von der Sw.-Grenze,
dem Wasgenwaldkamme, gegen die Nachbarländer (welche?) offen.
Die Folge davon ist gewesen, daß in der Vergangenheit der
deutsche Boden nur zu oft der Kriegsschauplatz Europas gewesen ist
(30jähriger, Spanischer Erbfolge-, Nordischer, 7jähriger, die Revolutions-,
Freiheitskriege). Eine Mahnung für das deutsche Volk, waffenstark und
einig zu sein! Andrerseits hat die zentrale, nach allen Richtungen
zugängliche Lage Deutschlands den großen Vorteil, daß es der Mittel-
punkt des europäischen Verkehrs, der Mittelpunkt auch des geistigen
Lebens Europas seit dem frühen Mittelalter gewesen ist.
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Extrahierte Ortsnamen: Südafrika Papua Indiens Ostsee Mainz Europas Deutschlands Europas
140
B. Länderkunde. — I. Asien.
und bedeutendenmänner; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien-
lebeus, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen
gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber-
glauben versunken. Jm>V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen
wird auf 1,15 Mill. angegeben.
Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das
Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht.
Der jüngste Aufstand des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte
zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik.
79. Chinesische Gerichtsverhandlung.
Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof
in Peking heißt Strasamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
(1) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß-
straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedluugslagen bevorzugt.
Jm X: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von
32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore
Einlaß gewährt. Die Maudschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser-
palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der
äußerst belebten, aber ungepstasterten und unsauberen Chinefenstadt-durch eine
Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für
den Handel Nordchinas und der Mongolei.
In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schänghai (700),
Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver-
tragshasen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und
Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu-
tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3£km breit ist, entwickelte sich zum Stapel-
platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen,
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutsche_Reich Peking China Peking Pekings Mongolei Chinas Europa Amerika
Das Deutsche Reich. —
G. Das Deutschtum im Auslände.
523
neuesten Zeit bei seinem Streben nach nationaler Macht und Bildung vergißt, was
er den unter ihm angesiedelten Deutschen zur verdanken hat.
Einen schweren, aber bis jetzt erfolgreichen Kampf um die Erhaltung ihrer
Eigenart und ihres Besitzes hat auch die Viertelmillion Deutsche in Kroatien-
Slawonien zu führen. Aus den kleinen, unscheinbaren Siedlungen, die vor
beinahe 200 Jahren in einzelnen Teilen „Syrmiens" gefunden wurden, erwuchsen
Dörfer, Märkte und Städte, die heute zu den bedeutendsten Mittelpunkten des Han-
dels und Verkehrs im ganzen kroatischen Königreiche gerechnet werden müssen. In
den mehr als 500 Ortschaften Kroatiens, in denen größere deutsche Siedlungen an-
zutreffen siud, herrscht eiu solider Wohlstand. Der Schwabe ist auch hier stolz auf
seine Muttersprache, und allen Versuchen, sie ihm zu nehmen, setzt er zähen Wider-
stand entgegen. Ebenso behaupten die Deutschen, die rings um Ofen-Pest wohnen,
tapfer ihre erworbenen Freiheiten und Rechte.
2. Rußland. Dem Deutschtum verdanken die Baltischen Provinzen des
heutigen Rußland (Kurfand, Livland, Estland) ihre Blüte und die höhere Gesittung
ihrer Bewohner. Lübecker Kaufleute und die Ritter des Schwertbrüderordens
brachten ihnen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Christentum und deutsche
Kultur. Von ihr zeugen zahlreiche deutsche Burgen und Städte, wie Riga, Reval,
ferner das ueuerdings zum Mittelpunkte des wirtschaftlichen Lebens sich entwickelnde
Liban, ebenso Mitan, dessen deutsches Lehrerseminar Kräfte vorbildet, welche
die deutsche Kultur bis in die entlegensten deutschen Bauernsiedlungen in der Tnra-
nischen Steppe tragen. Aber mit dem Adel, der Geistlichkeit und dem Kaufmann
zog nicht gleichzeitig der deutsche Bauer ins Land. Die Landbevölkerung blieb un-
deutsch (Letten und Esten) und trat ganz besonders infolge der schroffen Entwicklung
des Nationalitätsprinzips im 19. Jahrhundert dem Herrenvolk immer leidenschaft-
licher gegenüber. Dazu wird das baltische Deutschtum, das dem Russischen Staat so
viele hervorragende Männer im Heeres- und Staatsdienst gegeben, durch harte
Russisizierungsmaßregeln bedrückt. Dorpat, einst eine Hochburg deutscher Geistes-
kultur, zeigt seit Jahrzehnten das Gepräge einer vollständig russischen Stadt.
In den von Katharina Ii. gegründeten blühenden Wolgakolonien sind Sa-
ratow und Sarepta Sammlungs- und Ausgangspunkte der Kultur geworden.
Sie haben ebenso wie die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen volkreichen
Anfiedlungen in Beffarabien, Odessa und in dem großen Kolonistenbezirk
zwischen dem Dnjestr und dem Schwarzen Meer trotz vieler Heimsuchungen
und Enttäuschungen ihre deutsche Art und Sprache bewahrt. Auch die Bewohner
der von schwäbischen Auswanderern intranskankasien gegründeten rein deutschen
Bauerndörfer wehren durch zähes Festhalten am Hergebrachten jeden fremden Ein-
fluß ab. Aber all diese deutschen Kolonien, die vom Asowschen Meer über die Krim
bis an die rumänische Grenze und am Kaukasus verstreut liegen, sind dem Unter-
gange geweiht, wenn die russische Regierung fortfährt, durch den Kampf gegen
deutsche Sprache und Art das Volk zu entnationalisieren.
3. Die Balkan-Halbinsel. Auf der Balkan-Halbinsel gewinnt das Deutschtum
beständig au Ausbreitung und Bedeutung. Deutsche Kausleute, Industrielle und
Angehörige anderer Berufe finden sich in Rumänien, Serbien und Bulgarien
in geachteten Stellungen; sie haben einen wesentlichen Anteil an dem wirtschaftlichen
Aufschwünge dieser Länder und sind zum Teil selbst zu bedeuteudem Wohlstand ge-
langt. Weniger gut geht es den 5000 deutschen Bauern in der Dobrndsch a. Doch
halten auch sie unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen an deutscher Sprache
und Sitte, an ihrer Kirche und Schule fest.
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13
5. Israel unter der Perserherrschaft. Nachdem Babylon durch den Grnder des groen Perserreiches, Cyrus (Kores), erobert war, gestattete dieser den Israeliten die Rckkehr in ihr Land (536). Sie zogen der den Euphrat nach der alten Heimat und begannen zu Jerusalem die Wieder-errichtung des Tempels, der nach manchen lngeren Unterbrechungen endlich vollendet wurde. Der jdische Staat wurde nach dem Gesetze Mosis neu geordnet, und der Hohepriester mit dem H o h e n R a t an seine Spitze gestellt. So bestand das jdische Volk unter den Persern in seiner Religion und Verfassung ungestrt weiter, bis es, nach dem Untergang des Perserreiches, unter gyptische, dann unter syrische Herrschaft kam.
Il (-)
Stellung der Frauen bei den semitischen Vlkern.
Bei den semitischen Vlkern war die Stellung der Frau schon wegen der hier berall herrschenden Vielweiberei eine sehr niedrige. Namentlich die Könige und Fürsten d eremitischen Völker hielten sich eine groe Menge Frauen: teils eigentliche Gemahlinnen, teils Nebenfrauen niedrigeren Ranges. Sie lebten in einem besonderen Gebude beisammen und wurden hier strenge bewacht und beaufsichtigt. Sogar bei dem Volke Israel herrschte ursprnglich die Vielweiberei, und noch in spter Zeit hielten sich die israeli-tischen Könige ebenfalls eine Menge von Frauen. Doch wurde bei diesem Volke durch den Einflu des mosaischen Gesetzes die Stellung der Frau all-mhlich eine wrdigere und freiere. Die Frauen nahmen teil an den ffent-licheu Volksfesten und verherrlichten diese durch Gesang, Tonkunst und Tanz.
Bei den Babyloniern bestand, wie Herodot berichtet, die Sitte, da jhrlich die heiratsfhigen Jungfrauen ffentlich feilgeboten und dem Meistbietenden zur Ehe ge-geben wurden. Herodot lobt diesen Brauch sogar, weil aus dem Erls, der durch den Verkauf der schneren Mdchen erzielt wurde, die hlicheren ausgestattet wurden.
Andererseits ist auch der folgende schne Zug zu erwhnen, der von dem babylo-nischen König Nebuk adnezar aufbehalten ist: Hier lie der König Nebukadnezar mit groer Kunst hohe steinerne Terrassen errichten, gab ihnen durch Bepflanzung mit mannig-faltigen Bumen ganz dasassehen natrlicher Berge, und schuf so seiner Gemahlin zuliebe, die, in Medien aufgezogen, Heimweh nach ihren Bergen empfand, das so-genannte hngende Paradies.-
Die Arier.
12. (-)
Die arische oder indo-germanische Vlkerfamilie.
v, arischen Völker. Zu der groen und fr die Geschichte wichtigsten
Volkersaunlre der Arier oder Jndo-Germanen gehren in Asien: die ^erfer i _ in Europa: die Griechen, die Rmer (nebst den roma-nischen Vlkern), die Kelten, die Germanen, die Slaven.
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Herodot Herodot Nebukadnezar
56
Aus der Geschichte des Mittelalters.
nach Attilas Tode das nrdliche Ungarn erobert und in harten Kmpfen mit den Gepiden endlich die Oberhand gewonnen. Ihr König Alboin war mit Rosamunde, der Tochter des letzten Gepidenknigs, vermhlt. 568 berschritt er die Alpen. Da der Kaiser, von den Persern bedrngt, sein Heer abgerufen hatte, war Italien von Verteidigern entblt. Da-her fanden die Langobarden nur in Pavia, das sich drei Jahre lang hielt, Widerstand. Die Stadt wurde spter zur Hauptstadt des neuen Germanenreiches erhoben. Die Langobarden waren noch Heiden; herrischer als die Goten, vertrieben sie die Einwohner von Haus und Hof oder machten sie zu Knechten. In langen Kriegen eroberten sie ganz Ober-und Mittelitalien, der Kaiser dagegen behauptete Rom, Ravenna und Unteritalien. Jahrhunderte hindurch erhielten sie noch Zuzug von Norden.
So wurde Italien zerrissen: es wird im Norden germa-nisch, im Sden und Osten ostrmisch; bald geht der uerste Sden an die Araber verloren, so da die groen Gegenstze, die das ganze Mittelmeergebiet erfllen, in dem engen Rume der schmalen Halb-insel unmittelbar zusammenstoen.
Entstehung und Ausbreitung des Islams.
Die Entstehung einer neuen Weltreligion, des Islams (d. h. Ergebung in Gottes Willen), ist das grte und folgenreichste Ereignis der ganzen Periode.
Die von Mohammed begrndete Religion gibt sich ihren Bekennern zugleich als genaue und endgltige Regelung des Rechtes und der Sitte. In dieser starren Geschlossenheit ihrer Gedankenwelt macht sie sowohl eine Weiterentwicklung von innen heraus als auch jede An-uherung an auenstehende Gedankenkreise unmglich.
Wo der Islam siegreich wird, da verschwindet rmische Herrschaft, antike Sprache und Kultur, und die Bekenner des Christentums werden hchstens geduldet. Er tritt als religise Weltmacht neben die christliche Kirche, als politische neben das Kaisertum, das Arabische als Weltsprache neben das Lateinische und neben, ja spter an die Stelle des Griechischen.
Als die Araber um 700 Europa betraten, waren hier noch alle Verhltnisse im Flu.
Zwar die germanischen Stmme hatten in West- und Mitteleuropa feste Wohnsitze gefunden, aber die Slawen im Osten wanderten noch. Die auf dem Boden des ehemaligen Westrmischen Reiches angesiedelten Ger-manen waren Christen, stlich vom Rhein lebten Germanen und Slawen im Heidentum.
Da in Europa einmal die christliche Religion siegreich sein wrde, war noch nicht entschieden. Fr den Westen und die Mitte des Erdteils ist ihre Herrschaft erst durch den Sieg Karl Martells im
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Extrahierte Personennamen: König_Alboin Mohammed Karl_Martells Karl
Extrahierte Ortsnamen: Attilas Ungarn Italien Pavia Mittelitalien Rom Ravenna Unteritalien Italien Gottes Europa Mitteleuropa Westrmischen_Reiches Rhein Europa
22
Europa,
Franken die alleinigen Herren des Landes wurden, bewahrte die Bevölkerung
die gallische Eigenart. Ihr Abbild sind im wesentlichen ihre Nachkommen, die
heutigen Franzosen. Diese sind geistig wohlbegabt, redegewandt, im politischen
Leben sehr leidenschaftlich, in allen Schichten der Gesellschaft von lebhaftem Na-
tionalgefühl erfüllt, immer bereit, für ihre Größe, ihren Ruhm jedes Opfer zu
bringen; im ersten Angriffe tapfer und furchtbar, entbehren sie der nötigen
Zähigkeit und besonnenen Ruhe. Sie vermögen nicht leicht, fremden Völkern —
vor allen uns Deutschen — Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Losgelöst aus dem Reiche Karls des Großen (843), geriet das westfrän-
kifche Reich in Verfall und blieb im Mittelalter vielfältig zerrissen; nachdeni aber
das Königtum allmählich erstarkt war, richteten sich in der neuern Zeit die ge-
einigten Kräfte des Landes siegreich nach außen. Auf Kosteu Spaniens, Deutsch-
lands und Italiens wurden bis in die Neuzeit die Grenzen erweitert. Groß
war der Einfluß, den Frankreich seit Ludwig Xiv. aus das übrige Europa im
Staatsleben, durch wissenschaftliche Forschungen und durch Verbreitung neuer
Anschauungen, Einrichtungen und Moden ausübte. Erst seit dem verlustreichen
Kriege von 1870/71 hat dieser maßgebende Einfluß Frankreichs nachgelassen.
Die Hauptmasse der Bevölkerung (gegen 35 Mill.) gehört dem
Stamme der Franzosen an. Kelten leben noch in der Bretagne,*) Basken
in den West-Pyrenäen. Deutsche am zahlreichsten in Lothringen und in
Paris. Flamänder gegen die belgische Grenze hin, Italiener auf
Corsica und in Nizza. —98% der Bevölkerung sind katholisch, 1,6%
evangelisch.
(>. Regierungsform, Einteilung und Städte. Die Regierungsform
ist seit 1870 republikanisch. Das Land ist amtlich nach Fluß- und Ge-
birgsgrenzen in 86 Departements eingeteilt, die aber keine Verwaltuugs-
gebiete sind; dazu kommt das Territorium von Belfort. Nach den 6 natür-
lichen Bodenteilen ordnen sich die Städte wie folgt.
A. Becken der Seine.
Die Hst. des Reiches, Paris, liegt an der Seine, da, wo sie durch deu
Zufluß der' Marne auch für die größten Flußschiffe befahrbar wird. Mit 2,->
Mill. E. ist sie die bevölkertste Stadt des europäischen Festlandes, der erste In-
dnstrieplatz des Landes und im Gebiete der Mode wesentlich tonangebend für
die übrige Welt. Zugleich ist sie die erste Handelsstadt Frankreichs, sowie einer
der ersten Geldmärkte des Festlandes von Europa. Der Ausspruch: „Paris ist
Frankreich" ist noch heute gültig. Die Weltstadt mit ihren Reichtümern schützen
sehr zahlreiche, der älteren Umwallnng weit vorgeschobene Werke, eine Fläche,
fast halb so groß wie Mecklenbnrg-Strelitz, mit volkreichen Städten (u. a. Ver-
sailles) und zahlreichen Ortschaften umschließend: die größte Lagerfestung der
Erde. In Versailles, 15 km w.s.w. von Paris, das Schloß Ludwigs Xiv.
mit Park und Wasserkünsten. Hier wurde am 18. Januar 1871 König Wil-
Helm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen.
Der Norm and ie gehört die untere Seine an. An ihr Ronen (115000 E.),
für Seeschiffe noch erreichbar, Hauptplatz für Baumwollgarn, und L e Ha vre
jde Gräee, 115000 E.), an der Mündung, wichtigster Handelshafen Frank-
*) D. i. Britaiinia, so genannt mit dem Zusätze minor, als die Briten Großbri-
tanniens im 5. Jahrh. n. Ch. vor den Angelsachsen hierher flüchteten.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Britaiinia
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spaniens Italiens Frankreich Europa Frankreichs Bretagne West-Pyrenäen Lothringen Paris Corsica Nizza Belfort Paris Frankreichs Europa Frankreich Mecklenbnrg-Strelitz Versailles Paris Schloß_Ludwigs_Xiv Frank-
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Deutschland.
Grenzgebieten mit vorwiegend polnisch sprechender Bevölkerung sind
jedoch die Städte meistens deutsche Gründungen, wie überhaupt
alle Kultur dem Lande durch die Deutschen gebracht wurde. Um das
Deutschtum der Ostmark zu stärken, ist ein großartiges Ansiedelung^
werk im Gange. Bisher wurden etwa 20000 deutsche Bauernsamilieu
neu augesiedelt.
An der West- und Nord grenze Deutschlands ist die fremd-
sprachige Greuzbevölkeruug viel weniger zahlreich als an der Ost-
grenze. In Elsaß-Lothringen gaben nur 200 000 Bewohner das
Französische und in Schleswig-Holstein 140000 das Dänische als
Muttersprache an.
Im Deutschen Reiche halten sich ferner fast 1 Mill. Ausländer
auf, während die Zahl der Deutschen im Auslande etwa 35 Mill.
beträgt. Zusammeu mit deu 60 Mill. Deutschen im Deutscheu Reiche
darf die Gesamtzahl aller Deutschredenden auf der Erde zu 95 Mill.
angenommen werden.
5. Die Staatenbilöung.
§11. Natürliche Einflüsse. Trotz einer großen Willkür läßt die
deutsche Staatenbildung auch starke natürliche Einflüsse der Land-
schastsränme erkennen. In deu beiden größten Flachlandschasteu,
im Norddeutscheu Tieflande und in der Süddeutschen Hochebene, sind
mich die beiden größten deutscheu Staaten, dort Preußen, hier Bayern
eutstauden. Mitteldeutschland mit seiner reichen Gliederung der
Oberfläche ist dagegen das Gebiet der deutschen Kleinstaaterei
geworden und geblieben. Als geographische Einheiten könneu
außer Preußeu und Bayern ferner Badeu, Elsaß-Lothringeu, die Rhein-
psalz, das Königreich Sachsen, die thüringischen Staaten als Gesamtheit
und Mecklenburg-Schweriu gedeutet werdeu. Dagegen sind Württemberg,
das durch deu Schwäbischen Jura in zwei Gebiete geteilt ist, Hessen,
das in zwei völlig verschiedene Gebiete zerrissen ist, die noch mehr
zerrissenen Staaten Braunschweig und Oldenburg und die meisten
thüringischen Staaten im einzelnen künstliche Staateugebilde.
Die Staaten des Deutschen Reiches. Der „ewige Bund" des
Deutschen Reiches umfaßt 26 deutsche Staaten. Diese haben zusam-
men eine Größe von 540000 qkm und zählten im Jahre 1910
65 Mill. E. (auf 1 qkm 120 E.). Davou waren */s Protestanten,
etwa 1/s Katholiken und 600000 Israeliten.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nord Deutschlands Elsaß-Lothringen Schleswig-Holstein Deutscheu Norddeutscheu_Tieflande Elsaß-Lothringeu Sachsen Hessen Oldenburg